Dr. med. Matthias Beintker
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Einmal einen Blick auf den Operationstisch werfen, das ist selten möglich. Der international bekannte Professor Wilson erlaubte heute der nnz, ihm bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. In nur 35 Minuten löste er ein ziemlich unangenehmes Problem seines Patienten, welches den meisten Menschen furchtbar peinlich ist.
Die Fahrt war absolut furchtbar, beschwerte sich Professor Steven Karl Wilson aus den USA, der mit Verspätung im Südharzkrankenhaus ankam. Dort war er mit Dr. Matthias Beintker verabredet. Seinen deutschen Kollegen wollte er von einer neuen Operationstechnik überzeugen. Dazu hatte er eine PowerPoint Präsentation im Gepäck. Fotos und ein Film klärten die Nordhäuser Mediziner über die neue Vorgehensweise auf.
Nichts ist aber überzeugender als die Demonstration am Patienten. Da das Südharzkrankenhaus neben Kliniken in Jena und Erfurt eine Urologie mit sehr gutem Ruf hat, fand sich sofort ein Patient, dem mit der neuen Methode geholfen werden konnte. Ein peinliches Problem plagte den Mann nach einer Krebsbehandlung, er konnte den Urin nicht mehr halten. Niemand redet gern darüber, viele schämen sich auch vor einem Arzt, berichtete Dr. Beintker. In die Hose zu machen oder Windeln zu tragen, das wird bei Kleinkindern akzeptiert, aber ein Erwachsener sollte sich doch soweit im Griff haben. Aber Krankheiten wie Krebs oder Unfälle können den Schließmuskel der Harnröhre schädigen, dann hat der Kranke es einfach nicht in seiner Gewalt.
Dabei gibt es Möglichkeiten zu helfen. Seit 1993 operiert Dr. Beintker Männer mit Inkontinenzproblemen. Bisher benötigte er mindestens zwei Stunden, außerdem mußte er zwei Schnitte machen und die implantierte Technik war anfällig. Die Patienten waren zurückhaltend angesichts der Risiken.
Professor Wilsons Methode kommt mit nur einem Schnitt aus. Die Operation dauert nicht mal eine Stunde, diesmal nur 35 Minuten. Sie kann mit einer Vollnarkose oder einer Rückenmarksnarkose gemacht werden. In Amerika wird sie ambulant durchgeführt, nur in Einzelfällen bleiben die Patienten einen Tag in der Klinik. In Nordhausen sollen sie vorerst noch etwas länger bleiben, zur Beobachtung.
Wie funktioniert es nun, einem Patienten mit starker Inkontinenz zu helfen? Auf der Unterseite des Penis wird in der Nähe der Hoden ein Schnitt gemacht und die Harnröhre freigelegt. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit einer Medizintechnikfirma ein spezielles Hilfsmittel angefertigt, welches dem Arzt hilft, das Operationsgebiet offenzuhalten. Dann wird ein Implantat um die Harnröhre gelegt werden. Es sieht aus wie eine kleine Manschette mit einem Schlauch. An diesem ist ein Behälter mit einer Flüssigkeit angeschlossen, der in der Nähe der Blase platziert wird. Außerdem gehört eine Pumpe dazu, die im Hodensack Platz findet. Damit steuert der Patient dann das Wasserlassen. Durch Druck auf einen Knopf wird die Flüssigkeit aus der Manschette abgelassen und die Harnröhre freigegeben. Er kann nun ganz normal auf die Toilette gehen, braucht meist keine Windeln mehr.
In den USA ist die moderne Methode längst angekommen. 40 % der Erkrankten werden damit behandelt. Allein in diesem Jahr berichtet Professor Wilson von 6.500 Operationen. Er selbst operiert trotz seiner 63 Jahre jährlich rund 500 Männer, die mit Inkontinenz oder Impotenz ihre Schwierigkeiten haben. Auch gegen dieses Problem weiß er Operationsmöglichkeiten, die er den Nordhäusern erklären will. Dr. Matthias Beintker zeigte sich sehr interessiert noch einmal mit dem amerikanischen Kollegen zu operieren.
Im Südharzkrankenhaus soll mit den neuen Methoden in Zukunft besonders Krebspatienten und querschnittsgelähmten Unfallopfern geholfen werden. Aber auch jeder andere sollte sich trauen, mit seinem Arzt über solche Probleme zu reden, möchte Dr. Beintker Mut machen. Es sei unsinnig da Scham zu haben. Um mit Vorurteilen aufzuräumen, ließen sich die Mediziner heute gern über die Schulter schauen.
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